Bund schraubt an seinem Lohnsystem

Im Nationalrat wurde eine Weiche für das Lohnsystem der Bundesangestellten neu gestellt. Diese Weiche klemmt aus unserer Sicht, während die vorbereitende Finanzkommission optimistisch von einer «Flexibilisierung» spricht. Es bleibt zu hoffen, dass der Ständerat diese Motion zurückweist.

Als Eingeweihte/r geht man automatisch davon aus, dass ein Lohnkonzept Sache von Fachpersonen ist. Denn rasch sind falsche Anreize gesetzt, unwirksame Regeln, Intransparenzen und Ungerechtigkeiten eingebaut.

Nicht so beim Bund: Hier entscheiden Parlamentarier darüber. Die neueste Vorlage wurde von der Finanzkommission vorgespurt und in den Nationalrat getragen.

Bundesangestellte sollen künftig im Falle genügender oder guter Leistungen nicht mehr «automatisch» eine Lohnerhöhung von 1 – 2 Prozent erhalten. Wer überdurchschnittlich arbeitet, soll dafür über 5% gut machen können.

«Mit 104 zu 58 Stimmen hat der Rat einer Motion seiner Finanzkommission zugestimmt. Stimmt auch der Ständerat zu, wird der Bundesrat beauftragt, das Lohnsystem in der Bundesverwaltung weiter zu flexibilisieren.»

Soweit, so gut. Dieses Konzept ist ganz in Ordnung.

Weshalb also die kritischen Töne? Weil es sich um eine isolierte Massnahme handelt, die dem Gesamtsystem zu wenig Beachtung schenkt. Unter anderem der Unternehmenskultur, dem Umgang mit Verantwortung, der Kritikfähigkeit (aktive und passive), der Transparenz und Gerechtigkeit.

In einzelnen Departementen sind die Inhalte des Gesprächs strikt vertraulich, selbst gegenüber nächsthöheren Führungskräften und anderen Verantwortlichen.

Lediglich eine Kennzahl, welche die Gesamtqualifikation wiederspiegelt, wird zwecks Lohnerhöhung rapportiert. Diese Geheimhalterei wurde vom damals verantwortlichen Bundesrat abgesegnet.

Eine wirksame Kontrolle der individuellen Lohnentscheide ist bei diesem System nicht möglich. Der Willkür sind Tür und Tor geöffnet, auch weiterhin; es würde mich nicht wundern, wenn die Qualifikationen der Bundesmitarbeitenden nun von im Mittel genügend/gut auf im Mittel gut/supergut steigen.

Oder vielleicht wird einfach die Skala angepasst? Statt bisher nicht erfüllt, teilweise erfüllt, erfüllt, übererfüllt hiesse es dann «gut nicht erfüllt», «gut erfüllt» etc. So könnte man nächstes Jahr die Kreuzchen am gewohnten Ort machen und der Umgang mit dem neuen Lohnsystem funktionierte reibungslos. Alle bekommen mehr Lohn.

Vielleicht wird eine begrenzende Quote definiert, damit sich nicht die ganze Abteilung mit Unterstützung des Chefs einen 5%-Bonus gibt? Maximal 30% High Potentials, maximal 50% Gute, usw.? Funktioniert auch nicht! Möchten Sie wissen, was sonst passiert? Oder wie man es macht, damit es funktioniert? Dann geben Sie uns einen Auftrag.

Demnächst lesen wir dann die Schlagzeile: «Dank neuem Lohnsystem steigt die Qualifikation der Bundesangestellten drastisch».

So geht das! Oder?

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