Travail Suisse stellt Lohnforderungen für 2016
Wie immer um diese Zeit meldet sich Travail Suisse mit den Verlautbarungen zur Lohnrunde im Verbund mit Syna, transfair und der Hotel- und Gastro-Union. Obwohl, wie die NZZ schreibt, handfeste Gründe für eine Nullrunde sprechen, wäre den Gewerkschaften lieber, wenn diese «die Ausnahme bleiben und den meisten Arbeitnehmenden Lohnerhöhungen zwischen 0.5 und 1.5 Prozent gewährt werden.», und natürlich: «Reguläre Lohnerhöhungen statt Boni, generelle statt individuelle Lohnerhöhungen».
Dennoch anerkennen die Gewerkschaften den Druck auf die Unternehmen, der von der aktuellen CHF-EUR-Relation ausgeht. Die Schlussfolgerung daraus sind gleich wie in früheren Jahren: In den letzten Jahren seien kaum Lohnerhöhungen erfolgt, ein Nachholbedarf daher erkennbar und – das ist neu – es wird an schweizerische Traditionen erinnert: «Moderat in wirtschaftlich guten Zeiten, dafür kontinuierlich in anspruchsvolleren Zeiten». Daran ist natürlich schon etwas Wahres, doch ob solche nationalen Traditionen im Rahmen der Globalisierung noch als Richtschnur zum Wirtschaften gelten können, ist diskutierbar.
Immerhin bietet die negative Teuerung die Chance, den Tieflöhnen mit zusätzlicher Aufstockung durch eine moderate Lohnerhöhung einen kräftigen Schub zu verleihen, so Travail Suisse. Dem hält die NZZ den Margen- und somit den Kosten- bzw. Preisdruck aufgrund der Frankenstärke entgegen. Der Trade-Off bestehe in einer Lohnreduktion oder einer höheren Arbeitslosigkeit und ein annehmbarer Kompromiss liege in einer Nullrunde, die ja immerhin zu einer realen Lohnerhöhung von 1 Prozent führe.
Auch die Frauenlöhne sind wie jedes Jahr ein Thema für Travail Suisse, welche den Lohngleichheitsdialog für gescheitert hält. Die relativ prägnante Kritik an diesem «Dialog», der gemäss involvierten Kreisen eher ein «Monolog» zu sein scheint, wird dabei ausgeblendet. Gerade jetzt, wo die Schwächen der behördlichen Lohngleichheits-Tools breiter diskutiert werden, wo erkennbar wird, wie «Gleichheit» von den Gleichstellungsbüros fast totalitär interpretiert wird, ist sicherlich nicht der Zeitpunkt, den Bundesrat aufzufordern, «die seit langem versprochenen, griffigeren Massnahmen zur Bekämpfung der Lohnungleichheit zu präsentieren». Dennoch ist es den Gewerkschaften positiv anzurechnen, dass sie auf dieses heikle Thema hinweisen.
Und hier sind die Forderungen im Einzelnen:
- Syna fordert «über sämtliche Branchen hinweg 100 Franken mehr Lohn» – pro Monat. Weitere Informationen in den Anhängen zur Pressemitteilung von Travail Suisse (siehe Link unten).
- Transfair teilt mit:
- «Bei Post und PostFinance sind individuelle Lohnmassnahmen von 0.6% und eine generelle Einmalzahlung verhandelt worden. Bei PostAuto AG sind es individuelle Lohnmassnahmen von 0,4%. Diese Lohnmassnahmen decken bereits rund 90% der Mitarbeitenden der Post und von PostAuto ab, respektive 75% bei PostFinance. Neu werden nicht nur die generellen sondern auch die individuellen Lohnmassnahmen in den Lohn eingebaut.»
- SBB: «Individuelle Lohnmassnahmen in der Höhe von 0.8% der Lohnsumme pro Jahr wurden für das Lohnsystem bis und mit 2020 gesichert. Eine generelle Lohnerhöhung käme erst in Frage, wenn die Teuerung über 1,2% steigt.»
- Die Hotel- und Gastro-Union hat im Rahmen des L-GAV einige Anpassungen zu vermelden, zu Lohnerhöhungen kommt es in 2016 wohl weniger, da in 2015 wie auch den Jahren davor, deutliche Lohnerhöhungen vereinbart worden waren.