Berner Kantonsarzt will mehr Lohn für Hausärzte

Derzeit werden gut 40 Prozent aller ausgebildeten Ärzte Allgemeinmediziner. Geht es nach dem Berner Kantonsarzt Jan von Overbeck ist dies aber bedeutend zu wenig. So sollen künftig nicht mehr 40 Prozent, sondern 60 Prozent aller ausgebildeten Ärzte im Hausarztberuf Fuss fassen. Auch das Bundesamt für Gesundheit wolle die Anzahl der Hausärzte fördern.

Uneinig ist man sich aber über die Verwirklichung dieses Vorhabens. Für von Overbeck ist eine Angleichung der Löhne eines der Mittel, um den Hausarztberuf im Vergleich zu Spezialärzten attraktiver zu machen. Zum Vergleich: 2008 verdiente ein Schweizer Hausarzt, Teilzeitangestellte mit eingerechnet, durchschnittlich 213’000 Franken, ein Orthopäde aber 341’000 und ein Augenarzt gar 387’000 Franken.

Bereits 2013 nahm der Bundesrat dazu einen ersten Anlauf. Es glückte ihm nur teilweise: Er wollte über das Tarifsystem 200 Millionen Franken von den Hausärzten zu den Spezialisten verlagern – mit der Folge, dass die Spezialisten teure Behandlungen durchführten, um die Einkommenseinbusse aufzufangen.

Der Streit zwischen den beiden Ärztegruppen blockiert derzeit auch die Totalrevision der Ärztetarife. Grund dafür ist, dass die Spezialisten zwar höheren Tarifen für Hausärzte zustimmen, aber nicht bereit sind, auf eigene Löhne zu verzichten.

Derzeit laufen die vom Bund zugebilligten Nachverhandlungen. Einigen sich die Ärzte bis im Herbst nicht, entscheidet der Bundesrat über die Tarife – mit grösster Wahrscheinlichkeit zugunsten der Hausärzte.

Links

Artikel auf Der Bund vom 05.08.2016