Kommentar: Forderungen von Travail Suisse und SGB
Sowohl Travail Suisse als auch der SGB fordern seit Jahren generelle Lohnerhöhungen. Die Realität entspricht dem Gegenteil.
Während die Bedeutung genereller Lohnerhöhungen für die Unternehmen abnimmt und der Umfang individueller Lohnerhöhungen stetig zunimmt, fordern die Gewerkschaften unbeirrt generelle Lohnerhöhungen.
Prozentuale Lohnerhöhungen führen natürlich zu höheren nominellen Beträgen, je mehr jemand verdient. Daher ist es in Schweizer Unternehmen nicht unüblich, bei niedrigen Löhnen Fixbeträge als Lohnerhöhungen auszurichten und variable Modelle in Abhängigkeit von der Lohnhöhe bei Normal- und Besserverdienenden anzuwenden.
Ein Teil des Rückgangs der Bedeutung genereller Lohnerhöhungen und der Ausrichtung von Fixbeträgen könnte so mit dem allgemein hohen Lohnniveau in der Schweizer Wirtschaft erklärt werden.
Wenn nun der SGB praktisch durchwegs generell ausgerichtete Fixbeträge für die Lohnerhöhungen vorschlägt, ist das wohl mehr als politische Propaganda zu verstehen, als als ernstzunehmender Vorschlag.
Das ist schade, vor allem für die Tieflohnbezüger, bei denen es Nachholbedarf gibt. Preiserhöhungen der öffentlichen Monopol-Energieversorger vor dem Hintergrund verbesserter Energiesparmassnahmen, im ebenfalls monopolisierten öffentlichen Verkehr und in der durch staatliche Massnahmen künstlich aufgeblähten Bauwirtschaft setzen diese Gruppe besonders unter Druck.
Neu spricht der SGB statt von Tiefstlöhnen von «Mindestlöhnen». Da wird es schnell durchsichtig, dass es um Suchmaschinenoptimierung im Hinblick auf die anstehenden Abstimmungen geht.
Ebenfalls interessant ist, wie einseitig und in welchen rosigen Farben jedes Jahr die Wirtschaftslage gezeichnet wird und kein Wort an die Unsicherheiten der Finanz- und Wirtschaftskrise verloren wird, als wäre das ein Hirngespinst der Bürgerlichen.
Dieses populistisch-manipulative Vorgehen verdeckt letztlich den Blick auf die dahinter liegenden Forderungen und schmälert deren Aussagekraft.
Dabei sind die Anliegen der Gewerkschaften, wie oben bereits gewürdigt, keinesfalls weltfremd. Nicht-diskriminierende Frauenlöhne und Verbesserung der Lebensumstände von Tiefstlohnempfänger/innen sind wichtige Diskussionspunkte in unserer Sozialdemokratie.
Da wäre es zu wünschen, die Gewerkschaften wären etwas sachlicher in ihren Aussagen. Das könnte die Diskussion um Lohnerhöhungen beleben und der Auftakt für eine echte und sachliche Diskussion zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sein. So wie das in den Sozialpartner-Gesprächen ein paar Level weiter unten längst Realität ist.