Lohnerhöhungen 2022 bei 1,2 Prozent
Lohnerhöhungen 2022 bei 1,2 Prozent. Industrie erhöht Löhne in 2022 um 1,23 Prozent und Dienstleistungen erhöhen Löhne in 2022 um 1,15%.
Insgesamt stehen für diese Prognose Informationen von 337 Unternehmen mit 680’000 Mitarbeitenden zur Verfügung. 57% der Angaben sind definitiv, das entspricht dem Anteil früherer März-Erhebungen.
Der noch junge Ukraine-Konflikt dürfte bei der aktuellen Erhebung noch keine allzu grosse Rolle gespielt haben. Seco hat die Prognose des Wirtschaftswachstums per Mitte März für 2022 auf 2,8% gesenkt, die Prognose für 2023 ist unverändert bei 2,0%. Der Landesindex der Konsumentenpreise ist derzeit auf 1,9% in 2022 veranschlagt und soll 2023 auf 0,7% sinken.
Der wichtigste exogene Faktor für die Entscheide zu Lohnerhöhungen dürfte dieses Jahr die ab Herbst angenommene Entspannung bei Covid-19 sein.
Die Unsicherheit bezüglich der längerfristigen Einschätzung der Tragbarkeit von Investitionen in Human Capital, u.a. durch Lohnerhöhungen, ist weiterhin gross, die Bereitschaft, frühzeitig definitive Entscheide zu Lohnerhöhungen zu treffen, ist weiter sinkend.
Die Lohnerhöhungen in 2022 werden auf 1,19% geschätzt, wobei sich Industrie (1,23%) und Dienstleistungen (1,15%) unterschiedlich entschieden haben.
Generelle Erhöhungen
Über alle Unternehmen gesehen, betragen die generellen Erhöhungen im Mittel 0,3 Prozent. Bei den 92 Unternehmen, die eine generelle Erhöhung > 0 angegeben haben, ist der Wert im Mittel bei 0,9 Prozent.
Die Informationstechnologie liegt klar an der Spitze. Bildungswesen, ebenfalls mit einem höheren Wert, kann leider aufgrund der geringen Anzahl Angaben (N=5) nur bedingt beurteilt werden.
Individuelle Erhöhungen
Für individuelle Erhöhungen werden am häufigsten zwischen 0,75% – 1% der Lohnsumme verwendet. Im Mittel betragen die individuellen Erhöhungen 0.9 Prozent. Der Median beträgt 1, die Spanne von 25%/75% Perzentil geht von 0,5 Prozent bis 1,25 Prozent und die Standardabweichung liegt bei 0,64.
In der Industrie sind Maschinen-/Fahrzeugbau gemeinsam mit Pharma um 1,1 Prozent am oberen Rand, gefolgt von den Branchen Metallerzeugnisse und elektrische/elektronische Erzeugnisse um 1 Prozent.
Bei den Dienstleistungen dominieren Finanz/Versicherungen (1,17 Prozent) sowie Informationstechnologie (1,15 Prozent). Ebenfalls im oberen Bereich befinden sich Dienstleistungen für Unternehmen und Gross- und Detailhandel mit etwas über bzw. unter 1 Prozent.
Erhöhungen Total
Angaben zu Erhöhungen Total liegen von 249 Unternehmen vor. Im Mittel gaben diese eine Erhöhung von 1,19 Prozent für 2022 an. Der Median liegt mit 1% etwas tiefer, die Spanne zwischen den Quartilen (25%-75% Perzentile) geht von 0,9 Prozent bis 1,5 Prozent. Die Standardabweichung beträgt 0,73.
In der Industrie sind Pharma (1,55 Prozent) und Elektr./elektron. Erzeugnisse (1,4 Prozent) klar vorne, gefolgt von Maschinen-/Fahrzeugbau, Energie/Wasser/Entsorgung, Metallerzeugnisse und Baugewerbe mit jeweils zwischen 1,1 bis 1,2 Prozent.
Bei den Dienstleistungen liegen die Informationstechnologie mit knapp 1,5 Prozent, Finanz/Versicherungen mit 1,3 Prozent und Dienstleistungen für Unternehmen mit 1,2 Prozent an der Spitze. Am unteren Rand sind Verkehr/Transport und Gesundheitswesen mit 0,9 Prozent Erhöhung Total.
Fazit
Die Lohnrunde 2022 zeigt im Jahresvergleich einen stabilen Wert. Wird es in 2023 weitere Steigerungen bei den Lohnerhöhungen geben?
Noch ist unklar, wohin die Reise geht. Gibt es ein Ende von Covid-19 bzw. Lockdowns und Ausfällen? Die jüngsten Entwicklungen stellen das infrage. Der Ukraine-Konflikt, der zum Zeitpunkt der Entscheide noch nicht im Bewusstsein war, wird Auswirkungen mit sich bringen, die aktuell nur in Ansätzen bekannt sind.
Und ob die Notenbanken mit höheren Zinsen der sich abzeichnenden Teuerung Gegensteuer geben werden, wird sich erst noch zeigen. Und wenn ja, ist nicht gesagt, ob sich die Teuerung davon beeindrucken lässt. Der heute bekanntgewordene Entscheid der US Notenbank, die Leitzinsen zu erhöhen, wird als Signal interpretiert, die Teuerung bekämpfen zu wollen.
Vielleicht wissen wir bis zum Start der Lohnrunde 2023 im August mehr über die Entwicklung der Teuerung, über den weiteren Ausgang des Krieges in der Ukraine, über die Ausbreitung von Covid-19. Das könnten aus heutiger Sicht die massgebenden Faktoren für die Lohnentscheide und Lohnerhöhungen 2023 werden — falls nicht schon wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt.