Universitäten fordern mehr Lohn für Professoren

Hierzulande sind die Löhne an den Hochschulen plafoniert. Zu den Topverdienern gehören derzeit Mediziner, insbesondere Herzchirurgen, und Wirtschaftsprofessoren. Der Maximallohn beträgt in Genf 222 000 Franken, in Zürich 243 000 und an den beiden ETH 277 000 Franken.

Dabei zählt die ETH Zürich gemäss internationalen Rankings zu den zehn besten Hochschulen der Welt. Gehälter wie bspw. an der privaten Universität Stanford sind in der Schweiz dennoch undenkbar. Es stellt sich aber die Frage, wie lange dies noch so sein wird. «Wenn wir weiterhin in der Top-Liga spielen wollen, brauchen wir eine Sonderregelung bei den Löhnen», sagt Michael Hengartner, Rektor der Universität Zürich und Präsident der Schweizer Hochschulen. Der Lohnrahmen dürfe nicht gesprengt werden, jedoch sollen bei äusserst begehrten Professoren und Forschern Ausnahmen möglich sein.
Als Rechtfertigung für die Forderung nennt Hengartner die Tatsache, dass es mittlerweile einige Hochschulen im Ausland gebe, die Professoren bis zu 500 000 Franken bieten. Dies ist insbesondere bei den Wirtschaftswissenschaften der Fall. Dabei handelt es sich nicht nur um amerikanische Elite-Unis. Auch deutsche Hochschulen, die in den Rankings deutlich hinter den Schweizern liegen, ködern Forscher mit Spitzenlöhnen. Möglich macht das eine solche Ausnahme-Klausel. In der Schweiz ist es bislang nur an der ETH vorgesehen, dass in speziellen Fällen das Gehalt auf 318 000 Franken erhöht werden kann.

Um eine Abwanderung begehrter Forscher und Professoren zu verhindern und somit die Innovationskraft  und Forschung zu erhalten, ist es deshalb umso wichtiger, attraktivere Saläre bieten zu können. Dies wäre nicht zuletzt auch förderlich für die Standortattraktivität der Schweiz. Wie wichtig Wissenschaft für den Standort Schweiz ist, hebt auch der grösste Schweizer Wirtschaftsdachverband hervor. «Forschung und Innovation sind ein zentraler Erfolgsfaktor», sagt Michael Wiesner von Economiesuisse. Nicht umsonst halte die Schweiz seit Jahren den Titel des «Innovationsweltmeisters».

Die Präsidentin der eidgenössischen Finanzdelegation, Anita Fetz (SP/BS), ist aber der Meinung, dass jetzt der falsche Zeitpunkt ist, um über höhere Löhne für Professoren zu diskutieren. Erst kürzlich beriet das Parlament über Sparprogramme für Bildung und Forschung. Die Schweizer Universitäten seien dank ihrer Infrastruktur und Innovationskraft attraktiv für Wissenschaftler aus aller Welt, sagt sie. Die Schweizer Löhne zählten international bereits zu den besten. Zudem sei das angelsächsische System nicht mit unserem zu vergleichen, weil die Professoren-Gehälter hierzulande grösstenteils aus der öffentlichen Hand bezahlt werden.

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Artikel in der Schweiz am Sonntag vom 15.10.2016